Äthiopien

Reisebericht aus dem Sanella-Album Afrika

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Seite 23

EINE LÖWENJAGD IM REICHSTEN JAGDGEBIET DER ERDE

Der Tag des Aufbruchs kam. Wir stießen in die Savanne vor und hatten damit das reichste Jagdgebiet der Erde erreicht. Zebras, Gazellen, Antilopen und Büffel fanden wir hier in großen Rudeln und Herden zu vielen hundert Stück. Unsere Kamera surrte unaufhörlich. Eines Tages trafen wir auf Äthiopier, die uns baten, sie doch vor den Überfällen eines gefährlichen Löwen zu schützen. Diese Bestie hatte schon mehrere Menschen getötet und großen Schaden in den Herden der Eingeborenen angerichtet. Es mußte ein alter Löwe sein, denn nur solche greifen gewöhnlich Menschen an. Es war höchste Zeit, daß diesem gefährlichen Räuber das Handwerk gelegt wurde. Löwenjagd - das war etwas für uns! Sofort beratschlagten wir, wie man dem Burschen ans Leder gehen konnte. Dann gaben wir den Eingeborenen von unserem Plan Kenntnis, und sie waren gern bereit, alles zu tun, um ihren Todfeind vernichten zu helfen. Sie zeigten uns einen günstigen Platz, brachten ein Lamm und pflockten es als Köder an.

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Bei Einbruch der Dunkelheit waren alle Vorbereitungen zur Löwenjagd getroffen. Dr. Freytag und Frank hatten sich auf einer Akazie einen guten Schußplatz für ihre Kamera gesucht. Wir saßen mit entsichertem Gewehr auf einem anderen Baum. Das Jagdfieber hatte uns gepackt. Fahles Mondlicht beleuchtet gespenstisch die Umgebung. Das ängstliche Blöken des Lammes unter uns vereinigte sich mit den unheimlichen Stimmen der Savannennacht. Lange mußten wir warten, denn der Löwe kommt nicht vor der dritten Nachtstunde in die Nähe der Dörfer. Urplötzlich schien die Erde zu beben. Der König der Wüste hatte sein furchterregendes Gebrüll hören lassen. Die Wirkung war unbeschreiblich. Jetzt verstand ich, warum er auch "Essed", der Aufruhrerregende, genannt wird. Dieses Gebrüll ist einzig in seiner Art und wird von keiner Stimme eines anderen lebenden Wesens übertroffen. Wer einmal die fürchterlich dröhnende Stimme dieses Räubers gehört hat, kann verstehen, daß alle Tiere vor Entsetzen fast die Besinnung verlieren. Die Leoparden hören auf zu grunzen, die Affen beginnen laut zu gurgeln und steigen angsterfüllt zu den höchsten Zweigen empor. Die Antilopen brechen in rasender Flucht durch das Buschwerk, und die blökende Herde wird totenstill. Ich wagte kaum zu atmen. Gespannt starrte ich in die Nacht. Fest umklammerte ich mein Gewehr. Sekunden wurden zur Ewigkeit. Wann würde der Räuber hier sein? Wo würde er auftauchen? Immer wieder versuchte ich das Dunkel der Nacht zu durchdringen, um das anschleichende Tier auszumachen, doch nichts war zu sehen. Da - ein mächtiger grauer Schatten schnellt auf unseren Köder zu. In demselben Augenblick flammt die von Dr. Freytag entzündete Magnesiumfackel auf, und Frank filmt, was das Zeug hält. Mit seiner furchtbaren Pranke, die imstande ist, mit einem einzigen Schlag ein ausgewachsenes Rind zu fällen, hat der Löwe das Lamm zu einer blutigen Masse zerschmettert.

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